Esparsette: Pellets gegen Magen-Darm-Würmer

Esparsette: Pellets gegen Magen-Darm-Würmer

Esparsette: Pellets gegen Magen-Darm-Würmer

Das französische Unternehmen MG2MIX (Herstellung von Futtermittelvormischungen, Fütterungsberatung) stellt Pellets aus getrockneter Esparsette her. Die Esparsette ist eine eiweißreiche Leguminose mit einem hohen Gehalt an Tanninen, die antiparasitäre Eigenschaften besitzen. Nachdem sie als Futtermittel ein wenig in Vergessenheit geraten war, kommt die Esparsette jetzt in PelletForm zurück. Diese mehrjährige, tief wurzelnde Pflanze gedeiht auf kalkhaltigen Böden und liefert ein Raufutter mit ausgeglichenem Protein-Energie-Verhältnis. Ebenfalls von großem Interesses sind die in der Esparsette enthaltenen natürlichen Tannine. Sie schützen die Proteine im Pansen vor dem mikrobiellen
Abbau, wirken aber auch anthelmintisch. Die kondensierten Tannine der Esparsette hemmen die Entwicklung von Magen-Darm-Nematoden. Elodie Barbie (Lebensmittelingenieurin, Spezialgebiet: Tierernährung) führte im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der gemischten Forschungseinheit INRA/ ENVT (nationales französisches Agrarforschungsinstitut / Veterinärmedizinische Hochschule Toulouse) Versuche zur Wechselbeziehung zwischen Wirt und Krankheitserreger durch. Ihre Ergebnisse zeigen, welche Vorteile die Verfütterung von Esparsette-Pellets für kleine Wiederkäuer hat. „Die Pellets ermöglichen eine alternative Wurmbekämpfung, indem sie die synthetischen Wurmmittel ergänzen und bei Magen- Darm-Nematoden die Resistenzentwicklung gegenüber diesen Wirkstoffen begrenzen“, erklärt Elodie Barbie, die heute als wissenschaftliche Leiterin bei MG2Mix arbeitet.

Vorbeugende Behandlung von mindestens zwei Wochen

Die Versuche haben gezeigt, dass die Ration bezogen auf die Gesamtmenge der aufgenommenen Trockenmasse einen Mindestgehalt an kondensierten Tanninen von 1,5 bis 2 % aufweisen muss, um die Entwicklung der L3 – Larven von Haemonchus contortus einzuschränken. „Um die Biologie der Nematoden zu verändern, müssen die Pellets mindestens 15 Tage lang verfüttert werden“, ergänzt Élodie Barbier. So wurden bei Lämmern, an die zwölf Tage lang eine Esparsette – Ration mit 1,9 % kondensierten Tanninen verfüttert wurde, 72 % weniger L3-Larven festgestellt als bei Lämmern, die keine Tannine erhielten. Auch gegen Trichistrongylus columbriformis wurde eine Wirkung nachgewiesen, und zur Untersuchung der antikokzidialen Wirkung haben Forschungsarbeiten begonnen. Ein weiteres Ergebnis der Versuche: um negative Wechselwirkungen auszuschließen, sollte die gleichzeitige Anwendung von Tanninen und synthetischen Wurmmitteln – in diesem Fall die orale Applikation von Ivermectin – vermieden werden. In der wissenschaftlichen Literatur wird darüber berichtet, dass Ziegen eine Art Selbstmedikation vornehmen können, indem sie bei Wurmbefall die (Esparsette – )Aufnahme steigern; dieses Verhalten wurde jedoch in den Versuchen nicht gezeigt. „Um von der antiparasitären Wirkung zu profitieren, sollte man die Esparsette- Pellets im Frühjahr und Herbst mindestens zwei Wochen lang vorbeugend als „Kur“ verfüttern“, erklärt Élodie Barbier. Mit einem Gesamtstickstoffgehalt von 16 bis 17 % und 0,77 UFL (frz. Futtereinheit Milch = 1.700 kcal) sind die Trockenpellets auch als Futtermittel interessant. Erfahrungsbericht

Mehr „Picodon“ – Käse pro Kilogramm Milch

Um die gewünschten Eigenschaften der Futterpflanze zu verstärken, arbeitet die Firma MG2Mix mit Standort in Châteaubourg im Departement Ille-et-Vilaine mit der jungen Kooperative im Departement Aube zusammen. Das Ziel ist die Züchtung einer Esparsette- Sorte, die einen hohen Gehalt an kondensierten Tanninen aufweist, und der Aufbau einer Produktions- und Vermarktungskette für getrocknete Esparsette. Sie wird dann über ein Netzwerk von Futtermittelherstellern, die diesen Grundstoff verwenden, als Viehfutter angeboten. In der Region Rhône-Alpes verkauft zum Beispiel das Unternehmen Esparsette an Bernard Chatelan und Isabelle Archinard. Die beiden bäuerlichen Käseproduzenten halten in Rochefort-Samson im Departement Drôme rund hundert Ziegen und haben bei der Verfütterung von Esparsette eine Steigerung des Käseertrages von 1,4 auf 1,7 „Picodons“ pro Kilo Milch beobachtet. „Wir verfüttern sie ganzjährig, auch an weibliche Ziegenlämmer. Die Futterumstellung beim Absetzen klappt besser und die Ziegenlämmer sind schöner“, berichtet Bernard Chatelan. Während der Laktation erhalten die Ziegen 400 g Esparsette-Pellets und 400 g, d. i. eine Getreidemischung mit Hefen. „Wir kennen Esparsette, denn wir bauen jedes Jahr zwei bis vier Hektar rund um Haus an. Gemäht wird im Mai, wenn die Blüte beginnt. So erhält man viel Volumen, aber das ist nicht immer einfach zu trocknen; die Blätter trocknen schnell, während die dicken Stängel schlecht trocknen. Die Ziegen beweiden anschließend den neuen Aufwuchs.“ Die Esparsette-Pellets, die pro Tonne 375 Euro o. MwSt. kosten, werden auch wegen ihrer antiparasitären Wirkung geschätzt. „Unsere Ziegen haben von März bis Oktober Weidegang, und in der Vergangenheit hatten wir große Probleme mit Parasiten. Aber mit Esparsette und monatlichen Behandlungen mit ätherischen Ölen läuft das jetzt besser.“

Milch und Käse mit höherem Omega-3-Gehalt

Auch die Ziegenzüchter Jean-François und Aurélien Lepin im Departement Rhône füttern seit einer Saison Esparsette, und zwar während der gesamten Weideperiode von April bis Oktober. „Die Milchleistung ist auf gleichem Niveau geblieben, aber wir haben die Parasitenbekämpfung reduziert. Zum Beispiel wurden Ziegen, die schon mehrmals abgelammt haben, dieses Jahr beim Trockenstellen nicht entwurmt.“

In Nueil-sous-Faye im Departement Deux-Sèvres haben Michel und Laurence Proust, Halter von 240 Saanenziegen, ihre Eiweißquelle diversifiziert, indem sie einen Teil der dehydrierten Luzerne zuerst durch mit 50% Luzerne und 50% Esparsette, dann durch , das 75% Esparsette enthält, ersetzt haben; beide Futtermischungen werden von dem Unternehmen <Arrivé Bellanée> vermarktet. Eine Tonne der 6 mm großen Pellets kostet 230 Euro. Die Pellets werden sechs Mal am Tag von einem schienengeführten Futterverteiler auf Förderbändern vorgelegt und von den Ziegen sehr gern gefressen. „Neben Luzerneheu und Gras/ Klee – Heu füttern wir 350 g SainfoinLuz plus 1,4 Kilo eines handelsüblichen Kraftfutters für Milchziegen und 330 g Stickstoffergänzer. Ich habe den Eindruck, dass die Ziegen länger wiederkäuen, und die Milchleistung liegt weiterhin bei 1 250 bis 1 300 Kilo Milch pro Ziege.“ Und Esparsette weist noch einen weiteren Vorteil auf: Die Pflanze scheint die Milch- und Käsequalität zu verbessern. Schweizer Versuche haben zum Beispiel gezeigt, dass Kühe, die Esparsette erhielten, Milch und Gruyère-Käse mit einem höheren Gehalt an Omega 3-Fettsäuren lieferten als solche, die mit Luzerne gefüttert wurde.

Weitere Informationen auch unter:
www.esparsette.ch
www.multifolia.fr

Mit freundlicher Genehmigung aus : La Chevre, Zeitschrift für Ziegenzüchter, No. 343, November/
Dezember 2017; von Damien Hardy
Übersetzung aus dem Französischen von Dr. Angelika Scharnhölz