Durchfälle bei Ziegen

Merkblatt 15|03, Seite 1
Sylvie Blain, Tierärztin in Sainte-Maure de Touraine

Durchfälle bei Ziegen

Der saisonale Ratschlag

„Durchfall wird vor allem durch die Fütterung oder Parasiten verursacht“
Bei den Ziegen dauert die Darmpassage des Futters durchschnittlich 30 Stunden. Davon bleibt der Nahrungsbrei ca. 18 Stunden im Dickdarm, wo das Wasser teilweise resorbiert wird. Am Darmausgang enthalten die Ziegenköttel gesunder Ziegen zwischen 40% und 50% Feuchtigkeit. Der Kot von Kühen enthält dagegen zwischen 70% und 85% Wasser.
Durchfall bei erwachsenen Ziegen ist ein häufiger Grund, den Tierarzt zu konsultieren. Oft ist die Ursache hierfür die Fütterung oder Parasitenbefall. Sauberes Wasser oder wasserhaltige Futtermittel können theoretisch keine Durchfälle hervorrufen, da das Wasser während der Verdauung absorbiert wird. Jedoch können Azidose oder Alkalose heftige Durchfälle verursachen.
Bei der Azidose (Pansenübersäuerung) kann man zusammengeklebten Kot in Form einer Wurst beobachten, oder auch hellbraunen Durchfall bei Stärkeüberschuss. Bei der Alkalose (Pansen hat einen zu hohen pH-Wert) haben manche Tiere eine Pansenblähung, der Kot ist schwarz und der Durchfall eher dunkel z.B. durch eine Leguminosenüberfütterung. Es kann sich auch um die Aufnahme von Rhododendron, Lorbeer oder Azalee handeln, die gefährliche Vergiftungen mit Durchfall und Erbrechen hervorrufen.

Merkblatt 15|03, Seite2
Parasiten und exotische Viruserkrankungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden!
Selten ist Durchfall mit Fieber verbunden, außer manchmal am Beginn einer Salmonellose oder einer Enterotoxämie. Meist sinkt die Körpertemperatur, da die
Pansentätigkeit aufhört und die Temperatur im Pansen sinkt.

Parasiten können natürlich ebenfalls ein Grund für Durchfälle sein. Strongyliden sind die Hauptursache für Durchfälle bei Ziegen auf der Weide, bei Stallhaltung sind sie dagegen fast nie die Ursache. Strongyliden können aber auch ohne Durchfall gefährlich sein! Kokzidien können schmierigen oder flüssigen, gelb-grünen oder braunen Kot verursachen (eher selten bei erwachsenen Ziegen). Bakterien, wie Salmonellen (selten), Yersinien oder Clostridien können ebenfalls ein Grund für Durchfälle sein. Auch Viruserreger können Durchfälle verursachen. Dabei sollte die Pest der kleinen Wiederkäuer (kommt in Deutschland bisher nicht vor), die Blauzungenkrankheit oder die Rinderpest (letzter Ausbruch in Europa 1954) nicht außer Acht gelassen werden, wenn es Kontakt mit Seuchengebieten gab.
Beim Versuch, die Ursache von Durchfällen zu bestimmen, sollte der Tierarzt nicht vorschnell die „üblichen Verdächtigen“ identifizieren:
· Die Paratuberkulose verursacht keine Durchfälle bei Ziegen.
· Salmonellen machen keine blutigen Stühle.
· Enterotoxämie geht nicht immer mit Durchfall einher.

Mit freundlicher Genehmigung aus: La Chevre, Zeitschrift für Ziegenzüchter, Nr. 330, September/Oktober 2015 Übersetzung aus dem Französischen von Stefanie Schott
„Durchfall wird vor allem durch die Fütterung oder Parasiten verursacht“