Esparsette: in der Praxis erprobt

Esparsette: in der Praxis erprobt

Über unsere Mitgliederversammlung und das Esparsettenprojekt berichtet die Schafzucht in ihrer ersten Ausgabe 2019

Am 29. Oktober 2018 fand die Mitgliederversammlung der Vereinigung der Schaf- und Ziegenmilcherzeuger (VSZM) in Weißenhorn statt. Zentrale Themen waren der Anbau und Einsatz der Futterleguminose Esparsette.

Joachim Kamann stellte das neue Projekt der VSZM vor. Er beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit den Vorteilen der alten Futterleguminose Esparsette in der Milchziegenhaltung und hat daher angeregt, die VSZM und weitere Interessenten über den aktuellen Stand der Forschung und Erfahrungen von Anbauern zu informieren. Der Vorstand hat beschlossen, daraus ein mehrjähriges Projekt zu machen, um den Praktikern die Vorteile dieser Pflanze bei der Parasitenkontrolle und in der Fütterung besser zugänglich zu machen. Die VSZM hatte dazu das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) um Mitarbeit gebeten. In Zusammenarbeit mit dem FiBL sollen der Anbau und die Fütterung von Esparsette in Deutschland etabliert werden.

Anspruchsvolle Futterpflanze
Unter dem Titel „Esparsette – Parasiten einfach wegfüttern? Strategien für Anbau, Vertrieb und Fütterung“ stellte Christian Lambertz vom FiBL Deutschland die Projektidee vor und verteilte an die Anwesenden einen Fragebogen zur Erhebung von Basisdaten. Nicht für jeden Betrieb kommt der Anbau dieser alten, aber wieder zunehmend interessanten Futterleguminose in Frage. Gesucht werden für das Projekt acht bis zwölf Betriebe, die an einer Erprobung der Esparsette auf dem Feld und im Stall interessiert sind. Das genaue Projektdesign wird in den nächsten Monaten in enger Zusammenarbeit mit den Praxisbetrieben erstellt. Steffen Werne von der FiBL Schweiz stellte die dort bereits seit etlichen Jahren gemachten Erfahrungen vor und warnte vor überzogenen Erwartungen. Die Esparsette stellt recht hohe Ansprüche an Boden und Anbautechnik, ihre Jugendentwicklung ist schwach. Der Ertrag ist nicht mit der Luzerne oder Kleegrasgemengen zu vergleichen, allerdings sind Futterwert und Schmackhaftigkeit herausragend.

Wirkung gegen Darmparasiten
Die Besonderheit der Esparsette ist ihr hoher Tanningehalt, der eine signifikante Wirkung vor allem auf die Darmparasiten hat. Daraus resultiert die nachgewiesene anthelmintische Wirkung dieser Futterpflanze. Besonders vorteilhaft ist auch der gesundheitliche Aspekt der Esparsette, die im Französischen „Sainfoin“ genannt wird – gesundes Heu. Die Leguminose hat eine nachgewiesene positive Wirkung auf das Pansenmilieu und wird auch in der Pferdefütterung sehr geschätzt. Steffen Werne machte deutlich, dass die Esparsettte eine durchaus anspruchsvolle Pflanze ist, die aber den Aufwand lohnt. Im Projekt sollen neben der Anbautechnik und der optimalen Fütterungsstrategie auch die Wirtschaftlichkeit und Vermarktung untersucht werden. Deshalb war auch mit Herrn Engert ein Vertreter der Futtertrocknung Kempten e.G. zur Veranstaltung gekommen. Denn neben der Grünfütterung ist auch die Trocknung und Produktion von EsparsetteCobs ein erprobter Weg für den Einsatz der Esparsette. Davon berichteten auch Sonja Wolter und ihr Mann, die Esparsette in Dischingen, Baden-Württemberg, anbauen und auf ihrem Pferdebetrieb mit großem Erfolg einsetzen. Nicht zuletzt macht die Blüte die Esparsette als Bienenweide zu einer besonders wertvollen Kulturpflanze, die schon weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Mit diesem Projekt wollen die Schafund Ziegenmilcherzeuger zusammen mit dem FiBL und Bioland die Esparsette aus dem Dornröschenschlaf wecken. Kirsten Steinke und ihr Lebensgefährte Stephan Bucher möchten die Esparsette für ihre Ziegen anbauen. Das erste Jahr war allerdings nicht so einfach, da die Trockenheit der Bestandsentwicklung zusetzte. Zum Abschluss der Tagung besichtigten die Teilnehmer der VSZM-Mitgliederversammlung den Ziegenbestand und die Esparsetten-Anbaufläche auf dem Berghof von Kirsten Steinke und Stephan Bucher in Weißenhorn Emershofen.
Seb Schäfer

Schaf- oder Ziegenbetriebe, die sich für das EsparsetteProjekt interessieren, können sich bei der VSZM melden:
VSZM Seb Schäfer
Rehbergstr. 63
51709 Marienheide
Tel. 02264/1585,
E-Mail: info@schafundziegenmilch.org